Ferdinand Schloeder
Geburtsdatum: 12.04.1892 Neumagen
Sterbedatum: 26. April 1944 Tworki
Stolperstein: Peter-Friedhofen-Straße, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder (Eingangstor), verlegt 18. März 2013
Abb. 1 Trier, Peter-Friedhofen-Straße 7. Verlegt 18.03.2013.
Abb. 2 Ferdinand Schloeder. Undatiertes Porträtfoto
Die Namhaftmachung von Ferdinand Schloeder erfolgte auf dem gleichen Wege wie bei Matthias Dietz und Josef Kern. Der allererste Hinweis fand sich in dem Aufnahmebuch der Pflegeanstalt des Klosters Ebernach unter dem Datum des 11.09.1939. An jenem Tage kamen ca. 60 geisteskranke Patienten mit einem Sammeltransport in Ebernach an. Mit diesem waren die letzten der zuvor 500 Personen zählenden Pfleglinge aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier abtransportiert worden.
Wie bei den vorgenannten Dietz u.a. ergaben die in dem Ebernacher Aufnahmevermerk 1939 gemachten Angaben über Schloeders Geburtsdatum, seinen Ehestand und seinen Wohnsitz in Neumagen an der Mosel aufschlussreiche Hinweise, deren Verfolgung zur weiteren Aufklärung führte. Bei dem in Neumagen ansässigen Weingut Carl Schloeder wohnt ein Neffe von Ferdinand Schloeder. Gleich bei dem ersten Telefonat vom 31. Dezember 2012 erinnerte dieser sich an das Verfolgungsschicksal seines Großonkels. Dabei befürwortete er sogleich den Vorschlag einer Stolpersteinverlegung. Auf weitere Vermittlung kam dann wenig später der Kontakt mit Frau Gisela Müller, einer in Offenbach lebenden Enkelin von Ferdinand Schloeder zustande. Von ihr erhielten wir die hier zitierte Erinnerungen, die auf hinterlassenen Aufzeichnungen einer Tochter basieren, und dazu noch das abgebildete Porträtfoto. Bei der Verlegung des Stolpersteines übernahm die mit drei Angehörigen angereiste Familie die Patenschaft.
Erinnerungen an Ferdinand Schloeder. Aufgezeichnet von Gisela Müller, Offenbach, am 13. Januar 2013.
Mein Großvater war Ferdinand Schloeder, den ich leider nie kennen lernen durfte.
Meine Mutter, Helene Müller, geb. Schloeder, war seine älteste Tochter. Meine Großmutter, Katharina Schloeder habe ich noch gekannt. Sie starb als ich 16 Jahre alt war.
Meine Mutter hätte sicherlich noch viel zu den Geschehnissen berichten können, sie starb aber im Februar 2012. So berufe ich mich auf Erzählungen und einer Aufzeichnung meiner Mutter. Hier las ich, dass mein Großvater in der Zeit zwischen 1930 und Frühjahr 1931 in die Pflegeanstalt der Barmherzigen Brüder in Trier eingewiesen wurde. Das genaue Datum ist mir unbekannt, ich weiß, nach den Aufzeichnungen meiner Mutter, dass meine Großmutter zu dieser Zeit einsehen musste, dass sie ihren teilweise verwirrten Mann nicht mehr 24 Stunden am Tag betreuen konnte. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie und ihre drei Kinder in Lothringen/Frankreich. Meine Mutter war damals 8 Jahre alt.
Jahre später wurde mein Großvater nach Cochem verlegt. Von dort kam er nach Lemberg, was damals zu Polen gehörte. Am 26.08.1944 soll mein Großvater verstorben sein. Er soll laut Aufzeichnungen, in Tworki/Polen zu Tode gekommen sein. Die Todesursache bleibt unklar. Ich habe selbst versucht eigene Recherchen anzustrengen und gehe davon aus, dass es sich um ein Vernichtungslager gehandelt hat, indem die Menschen entweder verhungerten oder eine tödliche Giftdosis injiziert bekamen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig mehr über meinen Großvater mitteilen. Es gibt auch eine Aufnahme in guter Qualität.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Recherche und der Umsetzung der Stolpersteine. Es ist ein wichtiges Signal in der heutigen Zeit!
Quellen
Archiv Kloster des Franziskanerordens Ebernach (Mosel): Aufnahmebuch 1939 und Krankentransportliste 4. Mai 1943 Kulparkow
Christoph Müler: Telefonate u.a. 23.6.2017
Gisela Müller: Mail vom 13. Januar 2013
Porträtfoto (Repro): Privateigentum Familie Müller