Josef Kern
Geburtsdatum: 18.8.1905 Mülheim/Ruhr
Sterbedatum: 26.11.1943 Kulparkow
Stolperstein: Peter-Friedhofen-Straße, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder (Eingangstor), verlegt 18. März 2013
Abb. 1 Trier, Peter-Friedhofen-Str. 7. Verlegt 18.03.2013
Die Namhaftmachung von Josef Kern erfolgte auf dem gleichen Wege wie bei Matthias Dietz und Ferdinand Schloeder. Der allererste Hinweis fand sich in dem Aufnahmebuch der Pflegeanstalt des Klosters Ebernach unter dem Datum des 11.09.1939. An jenem Tage kamen ca. 60 geisteskranke Patienten mit einem Sammeltransport in Ebernach an, unter anderen Josef Kern, von dem der Anstaltsarzt die Krankheitsdiagnose „genuine Epilepsie“ vermerkt hatte. Mit dem genannten Transport waren die letzten der zuvor 542 Personen zählenden Pfleglinge aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier abtransportiert worden.
In der ersten Maiwoche 1943 fuhren 200 Kranke in mehreren Sammeltransporte von Ebernach nach Kulparkow. In einem der Busse vom 3. Mai 1943 saß auch Josef Kern.
Kulparkow befand sich im polnischen Besatzungsgebiet nahe der Stadt Lwów/Lemberg. In der dortigen „Landes-Irrenanstalt“ erreichten die Sterbequoten noch extremere Werte als in den Anstalten im alten Reichsgebiet. „Die Patienten kamen infolge des Hungers und Ansteckungskrankheiten massenhaft ums Leben“, von Juli bis Mai 1942 1179 Kranke (Jordan 2010). Von den insgesamt 250 Kranken, die in den Monaten April bis Mai 1943 aus dem Rheinland nach Kulparkow verlegt worden waren, starben „etwa die Hälfte“ (Fiebrand 2014, S. 263).
Wie bei den vorgenannten Dietz u.a. ergaben die in dem Ebernacher Aufnahmevermerk 1939 gemachten Angaben über Kerns Geburtsdatum und seinen Wohnsitz in Osburg (Hunsrück) aufschlussreiche Hinweise, deren Verfolgung zur weiteren Aufklärung führte. Dank der Vermittlung von Herrn Hermann Bonert, einem bekannten Osburger Heimatforscher, erfuhren eine Schwester und ein Bruder und weitere Nachfahren von dem Gedenkvorhaben einer Stolpersteinsetzung, das von allein einmütig befürwortet wurde. In einem Telefonat erzählte Kerns Schwester, dass sie sich noch erinnerte an ihre Besuche in dem großen Patientensaal der Psychiatrieabteilung im Brüderkrankenhaus, der plötzlich hätte geräumt werden müssen. Einer Kopie des Totenzettels, den die Hinterbliebenen anlässlich des Sterbeamtes am 22. März 1944 in der Osburger Pfarrkirche ausgaben, konnte das Sterbedatum in der Heilanstalt Kulparkow ersehen werden.
Abb. 2 Josef Kern: Totenzettel für das kirchliche Sterbeamt
Quellen
Archiv Kloster des Franziskanerordens Ebernach (Mosel): Patientenakte (Mail-Mitteilung von Bruder Josef Kopp vom Dezember 2012 (14. u. 21) und Januar 2013 (21.-22.); Krankentransportliste 4. Mai 1943 Kulparkow
Hermann Bonert (Osburg): Sterbezettel und Kontaktierung überlebender Angehöriger