Josef Schmitz

Geburtsdatum: 2.07.1907 Alflen
Sterbedatum: unbekannt, für tot erklärt nach 1945
Stolperstein: Peter-Friedhofen-Str. 7. Verlegt 08.09.2016

Stolperstein Josef Schmitz, Trier, Peter-Friedhofen-Straße 7, Verlegt  08.09.2016

Abb. 1 Trier, Peter-Friedhofen-Straße 7. Verlegt 08.09.2016

Josef Schmitz war einer der bisher nicht benannten Psychiatriepatienten jüdischer Konfession, die bei den großen Räumungstransporten aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Bruder in den organisierten Vernichtungskreislauf der Euthanasie-Aktion T 4 gebracht worden waren.

Sein Name und sein Geburtsdatum waren bereits erwähnt worden in dem 1984 von dem Autor Jacobs publizierten Grundlagenwerk über die „Existenz und den Untergang der alten Judengemeinde der Stadt Trier“. Die Josef Schmitz betreffende Seite befindet sich in dem 45seitigen Anhang mit der Überschrift „Verzeichnis der von Trier deportierten Juden.“ Unter der Rubrik „Wohnung in Trier“ ist lediglich die Adresse „Nordallee 6“ vermerkt, aber keine erklärende Angabe über das Wohngebäude bzw. die Wohnverhältnisse selbst. Diese fehlende Erklärung gab dann Martin Junk in dem von ihm 2001 überarbeiteten Gesamtregister über Triers jüdische Einwohner. Junk ergänzte die unter Nr. 2148 aufgeführten Biografie-Angaben über Josef Schmitz hinter der Eintragung „Nordallee 6“ um den Zusatz „Heil- u. Pflegeanstalt. Brüderkrankenhaus“.

Die in seinen abschließenden Angaben „03.08.1939 Bedburg-Hau Anstalt“ ersichtlichen Informationen führten dann im Abgleich mit der neueren Forschungsliteratur (Ries 2006) zu der wichtigen Erkenntnis: Josef Schmitz gehörte als jüdischer Einwohner – wie der unten genannte Leo Wachsmann – zu jenen 70 Psychiatriepatienten, die am besagten Tage mit einem Sammeltransport von Trier nach Bedburg Hau gebracht worden waren. Jene im Bezirk Düsseldorf gelegene „Heil- und Pflegeanstalt“ war, wie u.a. Ralf Forsbach belegt, verstrickt in die systematisch zusammengestellten Zuliefertransporte, die im Rahmen der Aktion T 4 massenweise Geisteskranke in die Tötungsanstalten abschoben.

Zur Ermittlung des Schicksals von Josef Schmitz erging eine weitere Anfrage an das Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland in Pulheim-Brauweiler, in dessen Beständen sich Patientenverzeichnisse aus Bedburg-Hau befinden. Nach Auskunft des dortigen Archivars, Herrn Dr. Wolfgang Schaffer kam Schmitz am 12. Februar 1941 mit einem weiteren Sammeltransport in die Pflegeanstalt nach Grafenberg, in der damals 1200 Anstaltspatienten untergebracht waren. Wenige Tage später kam Josef Schmitz in einen letzten Abschiebetransport unbekannten Datums, den er nicht überlebte.

Die auf dem Stolperstein vermerkte Zwangssterilisation erlitt Josef Schmitz noch in Trier als Patient des Brüderkrankenhauses. Der Operationstermin datierte laut der genannte Archivakte am 26. Juli 1937. Für diesen Zwangseingriff wurde Schmitz – wie mindestens 100 seiner Mitpatienten – in das benachbarte Elisabethkrankenhaus eingewiesen.
 

Quellen

Archiv des Landschaftsverbandes Pulheim Brauweiler. Schreiben/Mail Dr. Wolfgang Schaffer vom 18. Mai 2016

Stadtarchiv Trier Tb 15/946 Zwangssterilisationen i. Evangelischen Elisabethkrankenhaus
 

Literatur

Ralf Forsbach: Euthanasie und Zwangssterilisierungen im Rheinland. In: Portal Rheinische Geschichte. Internetquelle o.J. (gelesen 22.4.2017)

Jacques Jacobs: Existenz und Untergang der alten Judengemeinde der Stadt Trier. Trier 1984, S. 144

Martin Junk: Jüdinnen und Juden in Trier. Auszug aus der Gesamtdatenbank „Zwangsarbeitende und Jüdinnen/Juden“ des Stadtarchivs Trier. Unredigierter Stand der Datenbank 31.05.2001. Erstellt von Martin Junk. Stadtbibliothek Trier (= Ausdruck), Nr. 2159

Roland Ries: Die organisierte Vernichtung „lebensunwerten Lebens“. Mordaktionen des Euthanasie-Programms 1939-1945 im Bistum Trier. In: Neues Trierisches Jahrbuch 46 (2006), S. 81-94

Wolfgang Schaffer (Bearbeitung): Bestand Bedburg-Hau. Akten der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt/Rheinische Landesklinik Bedburg-Hau 1911-1973. Pulheim-Brauweiler 2009

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