Maria Trierweiler

Geburtsdatum: 11.12.1909 Trier-Kürenz
Sterbedatum: 06.05.1941 Hadamar
Stolperstein: Nellstr. 17, verlegt am 6. April 2011

Stolperstein Maria Trierweiler, Trier, Nellstraße 17, Verlegt 6. April 2011
Abb. 1 Trier, Nellstraße 17. Verlegt 6. April 2011

Krankenblatt Maria Trierweiler mit Porträtfoto 31.12.1938, Quelle: Bundesarchiv Berlin Best. R 179 Nr. 2216
Abb. 2 Krankenblatt mit Porträtfoto 31.12.1938

Eine Klasse der Grundschule Trier-Kürenz besuchte am Vormittag des 6. April 2011 unweit im gleichen Stadtteil stattfindende Stolpersteinverlegung. Bei dieser kurzfristig mit der Klassenleiterin Frau Herz vereinbarten „Unterrichtseinheit“ erläuterte der Autor (Schnitzler) das Verfolgungsschicksal von Maria Trierweiler im Kontext der (Krankenmord-) „Aktion T 4“. Auf dem Deckblatt ihrer Krankenakte sahen die SchülerInnen das einzige erhaltene Porträtfoto. Unterhalb des Fotos standen die Angaben über ihre Eltern. Ihr Vater Theodor arbeitete in dem nahegelegenen Walzwerk. Laut Akte war er „gesund, körperlich und geistig“, ebenso seine Ehefrau Maria, geb. Müller, bei ihr mit dem ergänzenden Zusatz: „war körperlich und geistig nie krank.“

Es gab demnach keinen Anhaltspunkt für eine Erbkrankheit bei der von Kindheit an geisteschwachen Tochter Maria, die auch keine Schule besucht hatte, also keinen Schulabschluss erreichte. Abgesehen von einem kurzen Heimaufenthalt behielten die Eltern Maria dennoch lieber zu Hause. Erst im Dezember 1938 verordnete der Trierer Amtsarzt Dr. Ersfeld die Anstaltseinweisung der nun schon 18 Jahre alten Maria.

Ihre drauf folgenden letzten 2 ½ Lebensjahre verbrachte Maria in der Heil- und Pflegeanstalt Andernach, ehe sie Ende der ersten Maiwoche von einem auf den anderen Tag mit einem Sammeltransport nach Hadamar in die Tötungsanstalt „verlegt“ wurde. Auch In Marias Krankenakte verweisen stereotyp wiederholte Negativzuschreibungen über ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit auf den unmenschlichen Alltag einer letztendlich mörderischen Anstaltspsychiatrie.

Krankenblatt Maria Trierweiler (weitere) Eintragungen 31.12.1938, Quelle: Bundesarchiv Berlin Best. R 179 Nr. 2216
Abb. 3 Krankenblatt (weitere) Eintragungen 31.12.1938

Krankenblatt mit letztem Eintrag (betr. Verlegung in Tötungsanstalt), Quelle: Bundesarchiv Berlin Best. R 179 Nr. 2216
Abb. 4 Krankenblatt: letzte Eintragung
 

Dokumentation der Krankengeschichte von Maria Trierweiler anhand ihrer Patientenakte (Auszüge)

13.12.1938      Andernach: Einweisungsdiagnose von Dr. Ersfeld: „Patientin war als Kind immer zurückgeblieben, zeitweise bösartig, zerreißt alles“ und ist heute immer noch „geistig tiefstehend. War mehrere Jahre in Aulhausen. Die Eltern haben sie zurückgeholt, weil sie Sehnsucht nach ihr hatten… Patientin hatte nie die Schule besucht…. Mit ihren Angehörigen kann sie eine primitive Unterhaltung pflegen. In den letzten Jahren immer boshafter geworden, zerreißt die Wäsche, Kleider, ist reizbar, ….schlägt alle Kinder, beißt sie in die Arme, bis es blutet. Wirft Gegenstände, z.B.: die Fenster ein. Anstaltsaufnahme wegen Zerstörungstrieb, beißen, schlagen, muss überwacht werden wegen der Gefahr sinnloser Handlungen.“
 
02.01.1939: Es fällt an der Patientein eine dauernde motorische Unruhe auf Unmöglichkeit sie auch länger als einen Augenblick mit etwas zu beschäftigen. ..Sie weiß über ihre Person nur den Vornamen, kann auch Ort und Zeit nicht erraten. Sagt immer „hier“….hat Erinnerungsstörungen.
 
25.04.1939: Immer gleichbleibend, ruhig und grundlos erregt. Bewegt in schwachsinniger Weise den Oberkörper hin und her, brummelt vor sich hin….kann nicht beschäftigt werden.
 
16.02.1940: gehört dauernd anstaltsverwahrt.
 
23.09.1940: Stumpf, interessenlos.
 
27.09.1941: wie zuletzt
 
27.02.1941 völlig stumpf, beschädigt und zerreißt viel Wäsche u. Kleider
 
08.05.1941 überführt durch die Gemeinnützige Kranken Transp. G.mb.H. Berlin
 

Quellen

Bundesarchiv Berlin Best. R 179 Nr. 2216 Patientenakte Maria Trierweiler

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